Vinzenz-Muchitsch-Straße 42: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Baugeschichte

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Nur mehr eine eindrucksvolle Steinmauer zeugt heute von der Stelle, an der sich ein Garten südlich an den "Weissenhof" anschloss. Man erkennt eingesprengte Spolien, zum Teil aus rötlichem Adneter Marmor, was darauf hindeutet, dass hier ein vornehmer Bau gestanden haben muss. In der "Topographia" von Matthäus Vischer aus 1681 erkennt man noch den einst stattlichen, durch Mauern und Tore gesicherten großen "Weissenhof", einen Meierhof, bestehend aus mehreren zweigeschossigen Gebäude und Nebengebäuden. Entlang der heutigen Kapellenstraße ein langer Trakt,der sich dann hakenförmig wieder zurück wand. Diesen Wirtschafttrakten mit Ställen und Scheunen stand an der Straßen ein einzeln stehender Wohnbau gegenüber, der Zugang hatte zu einem Ziergarten mit vier kunstvoll angelegten Blumenparterren; weiter westlich ein Zier-Brunnen und ein Lusthaus. Südlich davon ein aus acht großen Abteilungen bestehender Gemüsegärten, durch den ein Weg zu einem an der Südmauer gelegenen Pavillon führte. Im Westen der Anlage lag ein "Baumgarten", eine Obstanlage.  
Nur mehr eine eindrucksvolle Steinmauer zeugt heute von der Stelle, an der sich ein Garten südlich an den "Weissenhof" anschloss. Man erkennt eingesprengte Spolien, zum Teil aus rötlichem Adneter Marmor, was darauf hindeutet, dass hier ein vornehmer Bau gestanden haben muss. In der "Topographia" von Matthäus Vischer aus 1681 erkennt man noch den einst stattlichen, durch Mauern und Tore gesicherten großen "Weissenhof", einen Meierhof, bestehend aus mehreren zweigeschossigen Gebäude und Nebengebäuden. Entlang der heutigen Kapellenstraße ein langer Trakt,der sich dann hakenförmig wieder zurück wand. Diesen Wirtschafttrakten mit Ställen und Scheunen stand an der Straßen ein einzeln stehender Wohnbau gegenüber, der Zugang hatte zu einem Ziergarten mit vier kunstvoll angelegten Blumenparterren; weiter westlich ein Zier-Brunnen und ein Lusthaus. Südlich davon ein aus acht großen Abteilungen bestehender Gemüsegärten, durch den ein Weg zu einem an der Südmauer gelegenen Pavillon führte. Im Westen der Anlage lag ein "Baumgarten", eine Obstanlage.  
Zeugt schon die baukünstlerische Beschreibung von der Bedeutung des Gebäudes, so überzeugt ein Blick auf seine Geschichte noch mehr. Leider haben Historiker und Kunsthistoriker ziemliche verwirrend die Geschichte des Hofes beschrieben und die spärlichen Quellen auf mehrere Objekte "verteilt". So wird in der Kunsttopographie von 1984 der Weissenhof mit einem "Dengghof" gleich gesetzt, der weiter südlich gelegen wäre (heute Triester Straße 128). Das Studium der Ansicht von Vischer, die Weintazkarte von ca. 1735 und frühe Kartenwerke lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass es hier nur einen großen Hof gegeben hat, der im Laufe seines Bestehens unterschiedliche Namen trug.
Zeugt schon die baukünstlerische Beschreibung von der Bedeutung des Gebäudes, so überzeugt ein Blick auf seine Geschichte noch mehr. Leider haben Historiker und Kunsthistoriker ziemliche verwirrend die Geschichte des Hofes beschrieben und die spärlichen Quellen auf mehrere Objekte "verteilt". So wird in der Kunsttopographie von 1984 der Weissenhof mit einem "Dengghof" gleich gesetzt, der weiter südlich gelegen wäre (heute Triester Straße 128). Das Studium der Ansicht von Vischer, die Weintazkarte von ca. 1735 und frühe Kartenwerke lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass es hier nur einen großen Hof gegeben hat, der im Laufe seines Bestehens unterschiedliche Namen trug.
Lassen wir die historischen Fakten sprechen: Auf einer durch den Abbruch der Baureste nach 1940 verschwundenen Tafel war die Jahreszahl 1567 zu sehen. Damals dürfte der Gebäudekomplex als Meierhof des Jagdschlosses Carlau errichtet worden sein. Um 1622 kaufte Kammerrat F. Zehetner vom Landesfürst das „Weiße Haus“, gelegen bei den zwei Porten (Toren) des Jagdschlosses. 1689 verkauften die Erben dem F. Frheiherrn von Stadl den Hof „mit dem alten und neuen Gebäude“, Turm und Meierhof. Vor 1701 war Graf Sidenitsch Besitzer. Dennoch nennt die Weintazkarte den Hof damals "Zechnerhof", was einer Verballhornung des Besitzer-Namens  Zehentner entspricht. 1723 wurden die Gründe zerstückelt. Die Gült kaufte 1754 das Kloster Neuberg. 1786 erwarb die Freiin von Seenus das Gut mit zwei Untertanen zu dem von ihr schon 1782 erkauften "Seenußhof". Ihre Tochter Elisabeth heiratete 1834 den k. k. Oberlieutenant Matthias Laukhard, dem dann 1845 das Adelspatent "Edler von" verliehen wurde.  
Lassen wir die historischen Fakten sprechen: Auf einer durch den Abbruch der Baureste nach 1940 verschwundenen Tafel war die Jahreszahl 1567 zu sehen. Damals dürfte der Gebäudekomplex als Meierhof des Jagdschlosses Carlau errichtet worden sein. Als der Hof 1618 nach Wien übersiedelte, wurden die Karlauer Wirtschaftsgründe und darauf stehenden Gebäude rasch abverkauft. Um 1622 kaufte Kammerrat F. Zehetner vom Landesfürst das „Weiße Haus“, gelegen bei den zwei Porten (Toren) des Jagdschlosses. 1689 verkauften die Erben dem F. Frheiherrn von Stadl den Hof „mit dem alten und neuen Gebäude“, Turm und Meierhof. Vor 1701 war Graf Sidenitsch Besitzer. Dennoch nennt die Weintazkarte den Hof damals "Zechnerhof", was einer Verballhornung des Besitzer-Namens  Zehentner entspricht. 1723 wurden die Gründe zerstückelt. Die Gült kaufte 1754 das Kloster Neuberg. 1786 erwarb die Freiin von Seenuß das Gut mit zwei Untertanen zu dem von ihr schon 1782 erkauften "Seenußhof". Ihre Tochter Elisabeth heiratete 1834 den k. k. Oberlieutenant Matthias Laukhard, dem dann 1845 das Adelspatent "Edler von" verliehen wurde.  
Die neuere Geschichte sieht um 1936 als Besitzer Karoline Latzer und E. Strauß, vermutlich die Erbinnen des Vorbesitzers.     
Die neuere Geschichte sieht um 1936 als Besitzer Karoline Latzer und E. Strauß, vermutlich die Erbinnen des Vorbesitzers.     



Version vom 20. Oktober 2011, 19:03 Uhr

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Ehem. Weissenhof

Nur mehr eine eindrucksvolle Steinmauer zeugt heute von der Stelle, an der sich ein Garten südlich an den "Weissenhof" anschloss. Man erkennt eingesprengte Spolien, zum Teil aus rötlichem Adneter Marmor, was darauf hindeutet, dass hier ein vornehmer Bau gestanden haben muss. In der "Topographia" von Matthäus Vischer aus 1681 erkennt man noch den einst stattlichen, durch Mauern und Tore gesicherten großen "Weissenhof", einen Meierhof, bestehend aus mehreren zweigeschossigen Gebäude und Nebengebäuden. Entlang der heutigen Kapellenstraße ein langer Trakt,der sich dann hakenförmig wieder zurück wand. Diesen Wirtschafttrakten mit Ställen und Scheunen stand an der Straßen ein einzeln stehender Wohnbau gegenüber, der Zugang hatte zu einem Ziergarten mit vier kunstvoll angelegten Blumenparterren; weiter westlich ein Zier-Brunnen und ein Lusthaus. Südlich davon ein aus acht großen Abteilungen bestehender Gemüsegärten, durch den ein Weg zu einem an der Südmauer gelegenen Pavillon führte. Im Westen der Anlage lag ein "Baumgarten", eine Obstanlage. Zeugt schon die baukünstlerische Beschreibung von der Bedeutung des Gebäudes, so überzeugt ein Blick auf seine Geschichte noch mehr. Leider haben Historiker und Kunsthistoriker ziemliche verwirrend die Geschichte des Hofes beschrieben und die spärlichen Quellen auf mehrere Objekte "verteilt". So wird in der Kunsttopographie von 1984 der Weissenhof mit einem "Dengghof" gleich gesetzt, der weiter südlich gelegen wäre (heute Triester Straße 128). Das Studium der Ansicht von Vischer, die Weintazkarte von ca. 1735 und frühe Kartenwerke lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass es hier nur einen großen Hof gegeben hat, der im Laufe seines Bestehens unterschiedliche Namen trug. Lassen wir die historischen Fakten sprechen: Auf einer durch den Abbruch der Baureste nach 1940 verschwundenen Tafel war die Jahreszahl 1567 zu sehen. Damals dürfte der Gebäudekomplex als Meierhof des Jagdschlosses Carlau errichtet worden sein. Als der Hof 1618 nach Wien übersiedelte, wurden die Karlauer Wirtschaftsgründe und darauf stehenden Gebäude rasch abverkauft. Um 1622 kaufte Kammerrat F. Zehetner vom Landesfürst das „Weiße Haus“, gelegen bei den zwei Porten (Toren) des Jagdschlosses. 1689 verkauften die Erben dem F. Frheiherrn von Stadl den Hof „mit dem alten und neuen Gebäude“, Turm und Meierhof. Vor 1701 war Graf Sidenitsch Besitzer. Dennoch nennt die Weintazkarte den Hof damals "Zechnerhof", was einer Verballhornung des Besitzer-Namens Zehentner entspricht. 1723 wurden die Gründe zerstückelt. Die Gült kaufte 1754 das Kloster Neuberg. 1786 erwarb die Freiin von Seenuß das Gut mit zwei Untertanen zu dem von ihr schon 1782 erkauften "Seenußhof". Ihre Tochter Elisabeth heiratete 1834 den k. k. Oberlieutenant Matthias Laukhard, dem dann 1845 das Adelspatent "Edler von" verliehen wurde. Die neuere Geschichte sieht um 1936 als Besitzer Karoline Latzer und E. Strauß, vermutlich die Erbinnen des Vorbesitzers.

(Nach: Pirchegger, Häuserbuch; ÖKT 1984; Laukhardt, Seenußhof)

Kommentar: Das kunsthistorisch und geschichtlich bedeutende Gebäude, das unter verschiedenen Namen bekannt war, stand nicht unter Denkmalschutz und musste nach 1940 dem Bau eines Teiles der Triestersiedlung weichen. Die einzige Erinnerung an den einst bedeutenden Bau stellt die Gartenmauer dar, die noch Spolien aus der Erbauungszeit aufweist. Wenigstens dieser kümmerliche Rest sollte der Nachwelt zu erhalten.

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