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|Textabschnittstitel=Ehem. Schloss Oberandritz | |Textabschnittstitel=Ehem. Schloss Oberandritz | ||
|Textabschnitt=Zur Römerzeit dürfte aus dem gut besiedelten Grazer Gebiet ein wichtiger Weg über den Lebersattel (Leber = Grabhügel) nach Passail und Semriach geführt haben. An der engsten Stelle des Stattegger Tales (beim Huberwirt) könnte auf dem beiderseits anstehenden Kalkfels ein Wachtturm gestanden sein, an dessen Stelle im Mittelalter die kleine Burg Stadeck entstand. Wahrscheinlich führte an dieser Warte ein steiler Weg durch den Falschgraben (Walch, Walsch = Römer) nach Kalkleiten, weiter zu einem möglichen Wachtturm bei der späteren Burg Ehrenfels und schließlich über das Schöckl-Kreuz. Die Sage weiß sogar von einer Römerstadt zu berichten, die sich vom Huberwirt in Stattegg bis zur Leber ausgedehnt haben soll. Ein anderer, noch heute als "Römerweg" bezeichneter Weg, ging (vom Fuß?) der Leber über den "Alt-Burgstaller"-Sattel auf der Rannach nach Gratkorn. Die Stürme der Völkerwanderung vernichteten die römische Kultur in unseren Gegenden bis auf geringe Spuren. Im Jahre 488 befahl der in Italien regierende Germanenfürst Odoaker den Rückzug der romanische Bevölkerung ( | |Textabschnitt=Zur Römerzeit dürfte aus dem gut besiedelten Grazer Gebiet ein wichtiger Weg über den Lebersattel (Leber = Grabhügel) nach Passail und Semriach geführt haben. An der engsten Stelle des Stattegger Tales (beim Huberwirt) könnte auf dem beiderseits anstehenden Kalkfels ein Wachtturm gestanden sein, an dessen Stelle im Mittelalter die kleine Burg Stadeck entstand. Wahrscheinlich führte an dieser Warte ein steiler Weg durch den Falschgraben (Walch, Walsch = Römer) nach Kalkleiten, weiter zu einem möglichen Wachtturm bei der späteren Burg Ehrenfels und schließlich über das Schöckl-Kreuz. Die Sage weiß sogar von einer Römerstadt zu berichten, die sich vom Huberwirt in Stattegg bis zur Leber ausgedehnt haben soll. Ein anderer, noch heute als "Römerweg" bezeichneter Weg, ging (vom Fuß?) der Leber über den "Alt-Burgstaller"-Sattel auf der Rannach nach Gratkorn. Die Stürme der Völkerwanderung vernichteten die römische Kultur in unseren Gegenden bis auf geringe Spuren. Im Jahre 488 befahl der in Italien regierende Germanenfürst Odoaker den Rückzug der romanische Bevölkerung (nach Stehlik, Stattegg). | ||
Sich vor den Awaren zurückziehende Slawenstämme | Sich vor den Awaren zurückziehende Slawenstämme sind um 600 in das menschenleere Gebiet nachgerückt, wie Orts- und Flurnamen bezeugen: Andritz (von jendrica, schnell fließender Bach = Andritzbach), Gabriach, Weinitzen (von vinica = Weingarten). | ||
Ursprünglich dürfte sich das Gebiet mit der Burg Stadeck als Herrschaftsmittelpunkt im Eigentum einer hochfreien Familie befunden haben. Als Erbauer der Burg wird | Die bajuwarische Besiedlung setzte ein, nachdem sich das Slawenherzogtum Karantanien nach 743 dem bairischen Herzog unterordnen musste, den sie gegen die Awaren zu Hilfe gerufen hatten. Nach niedergeworfenen Aufständen gegen die bairische Oberhoheit kam es ab 828 zu einer starken Kolonisationswelle. | ||
Ursprünglich dürfte sich das Gebiet mit der Burg Stadeck als Herrschaftsmittelpunkt im Eigentum einer hochfreien Familie befunden haben. Als Erbauer der Burg wird Hartnid von Ort (Hernidus de Orte, 1147 genannt) angenommen. Lange befand sich das Gebiet im Besitz der mit den Stubenbergern verwandten Stadecker, die zu den bedeutendsten Ministerialen (Gefolgsleuten) des Landesherren zählten; 1197 wird zum ersten Mal ein Rudolf von „Stadech“ genannt, die männliche Linie erlosch um 1400; die Burg wird damals bereits als "öde" bezeichnet. Nun kam der Besitz an die mit ihnen verwandten Grafen von Montfort, welche die Feste Andritz mit dem Niederhof (Unterandritz) innehatten. Der Besitz kam 1547 an den Landesfürsten, der ihn mit seiner Herrschaft Gösting vereinigte. | |||
Urkundliche Hinweise aus dem Mittelalter nennen im Bereich Oberandritz hier schon sechs Huben, die zu einem Gutshof gehörten, dessen Besitz später in die Herrschaft der Stadecker aufgegangen ist. | Urkundliche Hinweise aus dem Mittelalter nennen im Bereich Oberandritz hier schon sechs Huben, die zu einem Gutshof gehörten, dessen Besitz später in die Herrschaft der Stadecker aufgegangen ist. |
Version vom 18. Dezember 2019, 15:31 Uhr
Österreich » Steiermark » Graz » 8045
47° 6' 47.88" N, 15° 25' 33.96" E
Ehem. Schloss Oberandritz
Sich vor den Awaren zurückziehende Slawenstämme sind um 600 in das menschenleere Gebiet nachgerückt, wie Orts- und Flurnamen bezeugen: Andritz (von jendrica, schnell fließender Bach = Andritzbach), Gabriach, Weinitzen (von vinica = Weingarten). Die bajuwarische Besiedlung setzte ein, nachdem sich das Slawenherzogtum Karantanien nach 743 dem bairischen Herzog unterordnen musste, den sie gegen die Awaren zu Hilfe gerufen hatten. Nach niedergeworfenen Aufständen gegen die bairische Oberhoheit kam es ab 828 zu einer starken Kolonisationswelle.
Ursprünglich dürfte sich das Gebiet mit der Burg Stadeck als Herrschaftsmittelpunkt im Eigentum einer hochfreien Familie befunden haben. Als Erbauer der Burg wird Hartnid von Ort (Hernidus de Orte, 1147 genannt) angenommen. Lange befand sich das Gebiet im Besitz der mit den Stubenbergern verwandten Stadecker, die zu den bedeutendsten Ministerialen (Gefolgsleuten) des Landesherren zählten; 1197 wird zum ersten Mal ein Rudolf von „Stadech“ genannt, die männliche Linie erlosch um 1400; die Burg wird damals bereits als "öde" bezeichnet. Nun kam der Besitz an die mit ihnen verwandten Grafen von Montfort, welche die Feste Andritz mit dem Niederhof (Unterandritz) innehatten. Der Besitz kam 1547 an den Landesfürsten, der ihn mit seiner Herrschaft Gösting vereinigte.
Urkundliche Hinweise aus dem Mittelalter nennen im Bereich Oberandritz hier schon sechs Huben, die zu einem Gutshof gehörten, dessen Besitz später in die Herrschaft der Stadecker aufgegangen ist. Auf einer Umgebungskarte von Graz ist an dieser Stelle eine "Villa Smolle" eingezeichnet. 1892 schreibt Hans von der Sann (eigentlich Johann Kainz) in seinem Buch "Andritz und Umgebung" über den Ansitz folgendes: "Von den Gebäuden in Ober-Andritz verdient die Villa MÜLLER genannt zu werden. Diese ist Eigentum des Gutsbesitzers und Gewerken Herrn THEODOR MÜLLER, eines Mannes von seltenen Herzenseigenschaften, der ein warmer Freund der Schule und der Jugend, wie auch ein großer Wohltäter der Armen ist und sich der allgemeinen Liebe und Verehrung bei der Bevölkerung erfreut, Die Villa, im Schweizerstile gebaut, zeigt in ihrer inneren prächtigen Ausstattung den feinen Geschmack und Kunstsinn des Besitzers, und ist von einem großen, schönen, mit Statuen, Blumenbosketts- und Baumgruppen gezierten Lustgarten umgeben. Zur Villa Müller gehört auch noch der Strasserhof, einst ein ländlicher, nun in ein schmuckes Landhaus umgestalteter Bau." Der tschechische Historiker Michal Schuster weiß 2016 zu berichten: Theodor Müller (1828-1898) hat 1875-90 die mährische Herrschaft Borotin besessen, vor 1862 den Großgrundbesitz Oberandritz gekauft, auf dem er von 1891 bis zu seinem Tod 1898 gelebt hat. Er ist in einer Gruft in St. Veit begraben. Müller war in den 1870er Jahren mit dem Orden vom Heiligen Grab ausgezeichnet worden. Der Naturforschenden Verein in Brünn gedachte 1900 seines verstorbenen Mitglieds.
Über einen weiteren Besitzer erfahren wir: Dr. Franz Georg Strafella, zeitweilig Vizebürgermeister von Graz, geboren 1891 in Pettau, baute auf dem Familiensitz, Schloss Oberandritz, eine kleine Destillerie auf. Während des Dritten Reiches im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, baute er nach 1945 die Oberandritzer Destillerie in kürzester Zeit zu einem industriellen Unternehmen aus, das weit über 100 Produkte erzeugte und sich bald auch in der Fruchtsaftproduktion erfolgreich engagierte.- Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Luftbild (google-earth) - 2014
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Tor beim Rotmoosweg - LP 2011