Eggenberger Gürtel 40: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Baugeschichte

Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(5 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
|Straße=Eggenberger Gürtel
|Straße=Eggenberger Gürtel
|Hausnummer=40
|Hausnummer=40
|Stadtbezirk=Gries
|PLZ=8020
|PLZ=8020
|Stadtbezirk=Gries
|Ort=Graz
|Ort=Graz
|Denkmalschutz=Nein
|Denkmalschutz=Nein
|Bundesland=Steiermark
|Bundesland=Steiermark
|Land=Österreich
|Land=Österreich
|Language=de
}}
}}
{{Karte
{{Karte
|Koordinaten=47.0680862, 15.4200359
|Koordinaten=47.06809, 15.42004
}}
}}
{{TextBilder
{{TextBilder
|ErbautWann=1900
|ErbautWann=1900
|Nutzung=Wohnung
|geschichtlichBesondersInteressant=Sonstiges
|geschichtlichBesondersInteressant=Sonstiges
|Bauwerk=Gebäude
|Bauwerk=Gebäude
|Textabschnittstitel=Stadthaus mit "Fassl"-System
|Textabschnittstitel=Renoviertes Stadthaus mit ehem. "Fassl"-System
|Textabschnitt=Dieses Wohnhaus wurde 1900 nach Plänen von Josef Huber an der Ecke zur Friedhofgasse errichtet. Gegen Ende des 2. Weltkrieges erlitt das Haus - wie so viele im Bahnhofsnähe - schwere Bombentreffer, die nördlichen vier Achsen wurden zerstört (siehe Foto). Hausbewohner machten das Haus wieder benutzbar, bei der Wiederherstellung nach 1950 wurde das Haus nicht mehr in vollem Umfang aufgebaut. Seit 1952 in städtischem Besitz befindlich, wurde das Haus 2011 saniert und ausgebaut.  
|Textabschnitt=Dieses Wohnhaus wurde 1900 nach Plänen von Josef Huber an der Ecke zur Friedhofgasse errichtet. Gegen Ende des 2. Weltkrieges erlitt das Haus - wie so viele in Bahnhofsnähe - schwere Bombentreffer, die nördlichen vier Achsen wurden zerstört (am Foto in der Bildmitte). Hausbewohner machten das Haus wieder benutzbar, bei der Wiederherstellung nach 1950 wurde das Haus nicht mehr in vollem Umfang aufgebaut. Seit 1952 in städtischem Besitz befindlich, wurde das Haus 2011 saniert und ausgebaut.  
Die Grund- und Aufrissen aus der Bauzeit zeigen sehr schön die Wohnformen der späten Gründerzeit. Vor allem die Toiletten-Anlagen sind hier sehr deutlich zu erkennen. Von den "Klos" aus ging ein Fallrohr in ein Fäkalfass im Keller. Das daneben stehende Fass diente als Reservefass, während das andere zur Entleerung (in die Mur) "unterwegs" war. Die Fässer wurden über Rampen und den sogenannten "Einwurf" auf die Straße befördert, in diesem Fall zur Friedhofgasse hin. Diesen Weg gingen auch die Kohlenlieferungen für die Keller der Wohnparteien. Hinter den Kloräumen befanden sich noch nach oben geschlossene kleine Räume, die von daneben liegenden Zimmern, oft der Küche, erreicht werden konnten, während die Klo-Lüftung darüber verlief.
Die Grund- und Aufrissen aus der Bauzeit zeigen sehr schön die Wohnformen der späten Gründerzeit. Vor allem das alte System der Toiletten-Anlagen ist hier sehr deutlich zu erkennen. Von den "Klos" aus ging ein Fallrohr in ein Fäkalfass im Keller. Das daneben stehende Fass diente als Reservefass für die Zeit, während der das volle auf einem Fuhrwerk zur Entleerung unterwegs war. Die Fässer wurden über Rampen und den sogenannten "Einwurf" auf die Straße befördert, in diesem Fall zur Friedhofgasse hin. Den umgekehrten Weg gingen die Kohlenlieferungen für die Keller der Wohnparteien. Eine in Graz gelegentlich anzutreffende Besonderheit dieses Hauses ist aus den Plänen und dem Schnitt gut zu erkennen: hinter den Kloräumen befanden sich nach oben geschlossene kleine Räume, die von daneben liegenden Zimmern, oft der Küche, erreicht werden konnten, während die Klo-Lüftung darüber ins Freie verlief.  
Die Stadt Graz konnte sich erst nach 1926 den Bau der Schwemmkanalisation leisten; dafür hatte die Stadtgemeinde Graz 1924 beim New Yorker Bankhaus C. B. Richard & Co. eine mit 8 % verzinste Anleihe in Höhe von 2.500.000 Dollar aufgenommen - bei einer Laufzeit von 30 Jahren ab 1928 war die letzte Rate erst vor einigen Jahrzehnten  beglichen worden! Der Kredit war auch für Straßenherstellungen, die Verbesserung des Wohnungselends und Rückzahlung schwebender Schulden gedacht. Als Sicherstellung musste die Stadt Graz Hypotheken hinnehmen, neben eigenen Häusern und Liegenschaften u.a. auch auf den Schlachthof und das Opernhaus!


(Pläne und Schnitte aus: Reisinger/Strapatsas, Gemeinde.Wohnen 2014)
(Hausgeschichte, Pläne und Schnitte aus: Reisinger/Strapatsas, Gemeinde.Wohnen 2014; Poelt, Stadtrandsiedlungen; Beschreibung des "Fassl-Systems" von P. Laukhardt)
|Bildname2=Friedhofgasse 8, Bomben.JPG
|Bildname2=Friedhofgasse 8, Bomben.JPG
|Bildbeschreibung2=Zerbombtes Bahnhofviertel
|Aufnahmejahr2=BTA 1945
|Aufnahmejahr2=BTA 1945
|Bildbeschreibung2=Zerbombtes Bahnhofviertel
|Bildname3=Eggenberger Gürtel 40, Aufriss.JPG
|Bildname3=Eggenberger Gürtel 40, Aufriss.JPG
|Bildbeschreibung3=Schnitt und Ansicht
|Aufnahmejahr3=1900
|Aufnahmejahr3=1900
|Bildbeschreibung3=Schnitt und Ansicht
|Bildname4=Eggenberger Gürtel 40, Parterre .JPG
|Bildname4=Eggenberger Gürtel 40, Parterre .JPG
|Bildbeschreibung4=Parterre mit Gasthaus
|Aufnahmejahr4=1900
|Aufnahmejahr4=1900
|Bildbeschreibung4=Parterre mit Gasthaus
|Bildname5=Eggenberger Gürtel 40, Keller.JPG
|Bildname5=Eggenberger Gürtel 40, Keller.JPG
|Bildbeschreibung5=Keller mit Kegelbahn und Fasslräumen
|Aufnahmejahr5=1900
|Aufnahmejahr5=1900
|Bildbeschreibung5=Keller mit Kegelbahn und Fasslräumen
|Bildname6=Graz Eggenberger Gürtel 40.jpg
|Bildbeschreibung6=einst und jetzt
}}
}}
[[Kategorie: Schutz-Kataster Gries]][[Kategorie: Geschichte]][[Kategorie:schutzlos]]


{{Discussion}}
{{References}}
{{References}}
{{Denkmalschutz}}
{{Denkmalschutz}}
{{Discussion}}

Aktuelle Version vom 5. März 2024, 21:23 Uhr

Österreich » Steiermark » Graz » 8020



Die Karte wird geladen …

47° 4' 5.12" N, 15° 25' 12.14" E

Renoviertes Stadthaus mit ehem. "Fassl"-System

Dieses Wohnhaus wurde 1900 nach Plänen von Josef Huber an der Ecke zur Friedhofgasse errichtet. Gegen Ende des 2. Weltkrieges erlitt das Haus - wie so viele in Bahnhofsnähe - schwere Bombentreffer, die nördlichen vier Achsen wurden zerstört (am Foto in der Bildmitte). Hausbewohner machten das Haus wieder benutzbar, bei der Wiederherstellung nach 1950 wurde das Haus nicht mehr in vollem Umfang aufgebaut. Seit 1952 in städtischem Besitz befindlich, wurde das Haus 2011 saniert und ausgebaut.

Die Grund- und Aufrissen aus der Bauzeit zeigen sehr schön die Wohnformen der späten Gründerzeit. Vor allem das alte System der Toiletten-Anlagen ist hier sehr deutlich zu erkennen. Von den "Klos" aus ging ein Fallrohr in ein Fäkalfass im Keller. Das daneben stehende Fass diente als Reservefass für die Zeit, während der das volle auf einem Fuhrwerk zur Entleerung unterwegs war. Die Fässer wurden über Rampen und den sogenannten "Einwurf" auf die Straße befördert, in diesem Fall zur Friedhofgasse hin. Den umgekehrten Weg gingen die Kohlenlieferungen für die Keller der Wohnparteien. Eine in Graz gelegentlich anzutreffende Besonderheit dieses Hauses ist aus den Plänen und dem Schnitt gut zu erkennen: hinter den Kloräumen befanden sich nach oben geschlossene kleine Räume, die von daneben liegenden Zimmern, oft der Küche, erreicht werden konnten, während die Klo-Lüftung darüber ins Freie verlief. Die Stadt Graz konnte sich erst nach 1926 den Bau der Schwemmkanalisation leisten; dafür hatte die Stadtgemeinde Graz 1924 beim New Yorker Bankhaus C. B. Richard & Co. eine mit 8 % verzinste Anleihe in Höhe von 2.500.000 Dollar aufgenommen - bei einer Laufzeit von 30 Jahren ab 1928 war die letzte Rate erst vor einigen Jahrzehnten beglichen worden! Der Kredit war auch für Straßenherstellungen, die Verbesserung des Wohnungselends und Rückzahlung schwebender Schulden gedacht. Als Sicherstellung musste die Stadt Graz Hypotheken hinnehmen, neben eigenen Häusern und Liegenschaften u.a. auch auf den Schlachthof und das Opernhaus!

(Hausgeschichte, Pläne und Schnitte aus: Reisinger/Strapatsas, Gemeinde.Wohnen 2014; Poelt, Stadtrandsiedlungen; Beschreibung des "Fassl-Systems" von P. Laukhardt)



Kommentare

Einzelnachweise

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Baugeschichte. Durch die Nutzung von Baugeschichte erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.